Der Begriff ḥarf (Plural: aḥruf) hat mehrere Bedeutungen.
| Bedeutung | Beschreibung |
|---|---|
| Buchstabe | Ein Buchstabe im arabischen Alphabet (z. B. alif, bāʾ, etc.) |
| Grammatikpartikel | Wortarten wie Präpositionen, Konjunktionen, Fragewörter etc. |
| Rezitationsmodus | Ausdrucksweise, auf die der Qur’an offenbart wurde – im Sinne der „sieben Aḥruf“ |
Die sieben Aḥruf sind sieben Arten sprachlicher Ausdrucksformen (Dialekte oder Rezitationsmodi), auf denen der Qur'an offenbart wurde. Die genaue Bedeutung der Aḥruf ist unter Gelehrten umstritten. Eine verbreitete Meinung besagt, dass sie verschiedene Ausdrucksweisen, Wortvariationen oder Dialekte umfassen, um den unterschiedlichen arabischen Stämmen das Rezitieren zu erleichtern.
Der Prophet ﷺ sagte:
„Dieser Qur’an wurde auf sieben Aḥruf offenbart. So rezitiert, was euch leichtfällt.“
(Ṣaḥīḥ al-Buḫārī und Muslim)
Mögliche Interpretationen:
Vereinheitlichung im Muṣḥaf ʿUṯmānī:
Der Kalif ʿUṯmān ließ eine offizielle Abschrift des Qur’an erstellen, um sprachliche Uneinigkeit unter den Muslimen zu verhindern.
Dabei wurden Teile der sieben Aḥruf beibehalten – insbesondere solche, die mit der schriftlichen Form vereinbar waren. Der Rest wurde nicht übernommen, da er zu abweichenden Lesarten führte, die nicht mehr zur schriftlichen Standardisierung passten.
Aber wichtig:
Die Vereinheitlichung war eine gemeinschaftliche iǧtihādī-Maßnahme, um Streit zu verhindern.
Die heutigen Qirāʾāt enthalten Teilaspekte der sieben Aḥruf, sind aber nicht vollständig identisch mit diesen.
Abū Shāma:
„Die Aḥruf sind die Basis, von der aus sich die Qirāʾāt entwickelten, wobei der Muṣḥaf als Maßstab diente.“
Ibn Ḥibbān:
„Die Aḥruf sind Ausdruck göttlicher Erleichterung für die frühe Umma.“
Die sieben Aḥruf repräsentieren die sprachliche Vielfalt, mit der der Qur’an offenbart wurde, während die Qirāʾāt die kanonisch überlieferten Rezitationsarten darstellen, die auf die schriftliche Vereinheitlichung durch ʿUṯmān beruhen.