Ein Hadith (Plural: Aḥādīth, arabisch: حديث, أحاديث) ist eine überlieferte Aussage, Handlung, Billigung oder Beschreibung des Propheten Muhammad (ﷺ). Hadithe spielen eine zentrale Rolle in Theologie, Rechtswissenschaft (Fiqh) und im Alltagsleben der Muslime, da sie nach dem Qur’an die zweitwichtigste Quelle religiöser Normen darstellen.

Während der Qur’an als das wörtlich offenbarte Wort Gottes (kalām Allāh) gilt, sind Hadithe Ausdruck der prophetischen Praxis und Interpretation, die durch göttliche Inspiration (waḥy) gestützt wurde, aber nicht wörtlich von Allah stammen.

Ein Hadith besteht aus zwei Hauptbestandteilen:

• Isnād (إسناد): Die Überlieferungskette (Nennung der Überlieferer).
• Matn (متن): Der Inhalt bzw. Wortlaut des Hadithes.

Ein Hadith kann folgende Formen annehmen:

1. Aussagen (aqwāl): Gesprochene Worte des Propheten.
2. Handlungen (afʿāl): Vom Propheten verrichtete Taten.
3. Billigungen (taqrīr): Zustimmung zu Handlungen seiner Gefährten.
4. Beschreibungen (ṣifa): Physische oder charakterliche Merkmale des Propheten.

Im islamischen Recht (Fiqh) werden meist nur die ersten drei als Sunna bezeichnet. Hadith-Gelehrte zählen alle vier Formen dazu.

Diese Einteilung bewertet die Vertrauenswürdigkeit des Hadithes:

• Ṣaḥīḥ (صحيح): Authentisch.
• Ḥasan (حسن): Gut.
• Ḍaʿīf (ضعيف): Schwach.
• Maūḍūʿ (موضوع): Erfunden.

Weitere Begriffe:

• Ṣaḥīḥ li-ġayrihi (صحيح لغيره): Authentisch durch Unterstützung anderer Ketten.
• Ḥasan li-ġayrihi (حسن لغيره): Gut durch andere Überlieferungen.

• Mutawātir (متواتر): Vielfach überliefert, unwiderlegbar.
• Mašhūr (مشهور): Bekannt, durch drei oder mehr Überlieferer.
• ʿAzīz (عزيز): Selten, zwei Überlieferer.
• Ġarīb (غريب): Einsam, nur eine Überlieferungskette.
• Āḥād (آحاد): Allgemeiner Begriff für wenige Überlieferer.

• Marfūʿ (مرفوع): Geht auf den Propheten zurück.
• Mawqūf (موقوف): Geht auf einen Gefährten zurück.
• Maqṭūʿ (مقطوع): Geht auf einen Nachfolger oder Gelehrten zurück.
• Qudsī (قدسي): Inhalt stammt von Allah, aber nicht im Wortlaut wie der Qur’an.

Ein Hadith Qudsī ist ein besonderer Hadith, dessen Inhalt Allah zugeschrieben wird, jedoch vom Propheten (ﷺ) selbst formuliert wurde. Er ist keine Qur’an-Offenbarung, sondern eine übermittelte göttliche Aussage.

Beispiele behandeln oft:

• Gottes Barmherzigkeit
• das Jüngste Gericht
• Vorherbestimmung (Qadar)
• Moral, Tugend, Geduld

Hadithe Qudsiyya haben keine automatische höhere Beweiskraft als andere Hadithe und werden ebenso streng bewertet.

Hadithe bilden – neben dem Qur’an – die wichtigste Quelle für:

• Islamisches Recht (Sharīʿa)
• Ethik und Moral
• Glaubenslehre (ʿAqīda)
• Spiritualität und prophetisches Vorbild

Die Hadithwissenschaft (ʿIlm al-Ḥadīth) entwickelte ausgefeilte Methoden zur Beurteilung der Echtheit eines Hadithes, insbesondere durch die Prüfung der Isnād und des Matn.

• Sunnah
• Qur’an
• Fiqh (Islamisches Recht)
• ʿIlm al-Rijāl (Biographielehre)
• Hadith-Sammlungen: Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Ṣaḥīḥ Muslim, etc.